Statistik und Rechenschieber bemüht
Beim gar nicht langweiligen WHV-Verbandstag ging es auch um Zahlen
„Gut, es hätten mehr Vereine und Teilnehmer kommen können, aber davon abgesehen bin ich zufrieden mit dem Verlauf des diesjährigen Verbandstags“, zog Dr. Michael Timm nach gut drei Stunden ein positives Fazit. „Die Stimmung war gut und es freut mich besonders, dass mit dem TV Datteln in diesem Jahr ein kleiner Hockeyverein mit dem Vereins-Award 2015 ausgezeichnet wurde, der es wirklich verdient hat.“ Dass der Chef des größten Hockey-Landesverbandes über den Zuspruch der Vereine „not amused“ war, hatte seine Berechtigung: In diesem Jahr waren nur 23 von 84 Mitgliedsvereinen in die Sportschule Wedau gekommen und damit noch einmal vier weniger, als im vergangenen Jahr. Rein statistisch gesehen dürfte Timm mit seinen Mitstreitern also in sieben Jahren alleine im Tagungsraum sitzen und die – wie immer leckeren Schnittchen – verdrücken.
Kampagne des LSB „Beim Sport gelernt“
Dabei hatte sich das Präsidium in den letzten Jahren immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um mit einer Art Rahmenprogramm die Vereinsvertreter nach Duisburg zu locken. In diesem Jahr zum Beispiel war es die neue Kampagne des LSB „Beim Sport gelernt“, mit der Michael Heise, der an der Entwicklung der Aktion beteilig war, den Delegierten mit einer eindrucksvollen Präsentation vor Augen führte, dass im Sport gelernt wird und dass Sport bildet. Dieses Bewusstsein stets vor Augen sollen die Vereine die Wertigkeit des Sports in der Öffentlichkeit und gegenüber Landes- und Kommunalpolitikern hervorheben. Allen Vereinen sei die Webadresse „www.beim-sport-gelernt.de“ empfohlen.
Bericht des Präsidiums
Langweilig war es übrigens bei der auch in diesem Jahr von Wilfried Cleven souverän geleiteten Versammlung zu keinem Zeitpunkt an diesem Samstagmorgen, nicht einmal beim mündlich vorgetragenen Bericht des Präsidiums, weil Timm die trockene Materie locker präsentierte und unter der Überschrift „Kaum zu glauben“ faszinierende Einblicke gab, wie denn bisweilen versucht wird, sich über alle Regeln hinwegzusetzen, um Strafgeldern zu entgehen. So erfuhren die Anwesenden, dass es mehrfach „geschummelte“ Spielberichte von Begegnungen gab, die in Wirklichkeit nie stattgefunden hatten, dabei waren die Beteiligten durchaus nicht zimperlich zu Werke gegangen und hatten das Ergebnis eines Phantomspiels im Spielbericht mit 11:1 angegeben. Tut man natürlich nicht. Und auch nicht, Namen und Unterschriften vom Schiedsrichtern in einen Spielbericht eintragen, die tatsächlich nie auf der Sportanlage waren. Derlei Manipulationen sind eigentlich nicht durch das Motto der LSB-Kampagne „Im Sport gelernt“ abgedeckt. Erfreulich auch, dass der WHV seine Mitgliederzahlen gegenüber dem Vorjahr leicht steigern konnte und dass inzwischen jede/r vierte Hockeyaktive aus dem Westverband der Republik kommt.
Ein besonderes Lob zollte der Präsident schließlich den Aushängeschildern des Schiedsrichterwesens, allen voran Christian Deckenbrock, der bei den olympischen Spielen Tournament Director sein wird, sowie Christian Blasch, Gabi Schmitz und Ben Göntgen, die ebenfalls auf internationalem Feld zum Einsatz kommen.
Wahlen
Wahlen gab es natürlich auch. Und da Wiederwahl des Präsidenten („Meine Wiederwahl überrascht mich nicht wirklich“) einstimmig und ohne Enthaltung erfolgte, darf man getrost davon ausgehen, dass die Versammlung mit der Arbeit ihres Chefs zufrieden war. An neue Gesichter im Präsidium wird man sich aber auch gewöhnen müssen. So wurde als Vizepräsident Sport für Stefan Hofmann, der nicht mehr kandidierte, Matthias Hecker aus dem Bereich Schiedsrichter/Staffelleiter ebenso einstimmig gewählt, wie Hans-Jörg Bartsch als Vizepräsident Breitensport / Vereinsentwicklung. Er durfte die Amtsbezeichnung aber nur wenige Minuten führen, denn im Rahmen einer Satzungsänderung wurde das Ressort umbenannt in Sportentwicklung und Vereinsmanagement.
Anträge
Apropos Satzungsänderungen: Neu (und einstimmig) in die „Verfassung“ des WHV wurde ein Paragraph zur Bekämpfung sexueller Gewalt im Sport aufgenommen. Ein weiterer Antrag auf Satzungsänderung war seitens des TuS Iserlohn gestellt worden. Hier mussten Geschäftsführerin Angelika Abeln und ihr Mitarbeiter Marcus Reifenberg (der neue Referent für Sportentwicklung) zum Rechenschieber greifen, denn: Der Antrag, künftig eine Übertragung der Stimmen bei Verbandstagen zuzulassen, fand zwar mehr Befürworter als Gegner, doch da die bei Satzungsänderungen notwendige 2/3-Mehrheit nicht erreicht wurde, bleibt in diesem Punkt alles beim alten. In der vorangegangenen Diskussion hatten die Gegner die wohl nicht unbegründete Befürchtung geäußert, dass sich bei einer möglichen Übertragung von Stimmen noch weniger Vereinsvertreter zum Verbandstag auf den Weg nach Duisburg machen würden.
Positiv entschieden (einstimmig bei einer Enthaltung) wurde ein Antrag der GFC Düren 99, in Verbandsligen im Herrenbereich künftig auch gemischte Mannschaften zuzulassen, wobei anzumerken ist, dass für das Inkrafttreten der Regelung noch eine Änderung in den DHB-Statuten auf den Weg gebracht werden muss. Auch die Anträge des Bonner THV (im Erwachsenenbereich als Heimverein ohne Genehmigung des Gegners Spieltermine auf den Samstag zu legen) und der Bielefelder TG, in der 1. Verbandsliga mit neutralen Schiedsrichtern zu spielen, fanden eine breite Zustimmung.
Ehrungen
Kein Verbandstag ohne Ehrungen: Und so durften sich auch in diesem Jahr drei Ehrenamtler darüber freuen, dass ihr Engagement für den Hockeysport ausgezeichnet wurde: Uwe Kober (Eintracht Dortmund), seit über 20 Jahren in seinem Verein und seit fünf Jahren im Kernteam der Organisation von Deutschen Jugendmeisterschaften tätig, erhielt ebenso die bronzene Ehrennadel des Verbandes, wie Patrick Fritsche (HC Essen 99, von 2009 bis 2014 Jugendsprecher und von 2014 bis 2016 Vizepräsident Breitensport). Mit der goldenen Ehrennadel des Verbandes wurde Christina Warsitz geehrt. Seit rund zwei Jahrzehnten gehört sie dem Sportausschuss und dem Zuständigen Ausschuss (ZA) an.
Eine zusätzliche Ehrung gab es für Gudrun Stry, die seit über 20 Jahren den WHV-Ergebnisdienst Spieltag für Spieltag managt. Diese Auszeichnung nahm ausgerechnet Ehrenpräsident Walther Lonnes vor, der dem Unternehmen „Ergebnisdienst“ seinerzeit keine Überlebenschance eingeräumt hatte. In einer launigen Ansprache, gewürzt mit Anekdoten meinte er: „Wir lassen unsere Gudrun nicht im Regen stehen“ und überreichte ihr einen WHV-Regenschirm. Als die Verbandstagsteilnehmer die Heimreise antraten, taten sie das in der Gewissheit, dass Hockey (zumindest im WHV angesichts gleichbleibender Beiträge) nicht teurer wird und in der Erwartung dass im kommenden Jahr noch mehr belegte Brote über bleiben, weil (natürlich nur rein statistisch gesehen) weitere vier Vereine einen kurzweiligen Samstagvormittag in Duisburg sausen lassen.
Herbert Bohlscheid
Bericht & Fotos
Präsidium - Einladung Ordentlicher Verbandstag 2016
Samstag, 23. April 2016
Beginn: 10:00 Uhr
Ort: Sportschule Wedau, „Raum unter der Aula“
(Eingang neben der Gaststätte „Sportlertreff“)
Friedrich-Alfred-Str. 15, 47055 Duisburg
T A G E S O R D N U N G
TOP 1 Begrüßung
TOP 2 Wahl eines Versammlungsleiters
TOP 3 Ehrungen
TOP 4 LSB-Kampagne "Das habe ich im Sport gelernt"
TOP 5 Prüfung der Vollmachten, Feststellung der Stimmen
TOP 6 Berichte des Präsidiums und der Leiter der Ausschüsse
TOP 7 Bericht der Kassenprüfer
TOP 8 Entlastung des Präsidiums
TOP 9 Wahlen der Mitglieder des Präsidiums auf die Dauer von zwei Jahren:
Wahl des Präsidenten, des Vizepräsidenten Sport und des Vizepräsidenten
Breitensport/Vereinsentwicklung; zweier Kassenprüfer und zweier Ersatzkassenprüfer
sowie Bestätigung des auf dem Verbandsjugendtag gewählten Vizepräsidenten Jugend.
TOP 10 Festsetzung des Verbandsbeitrages und Verabschiedung des Etats
TOP 11 Satzung des Westdeutschen Hockey-Verbands - Änderungen:
§ 7 Bekämpfung von sexueller Gewalt (neu) sowie der §§ 12, 13, 14, 15, 18 und 24
TOP 12 Anträge
TOP 13 Verleihung WHV - Club Award "Verein des Jahres 2015"
TOP 14 Festsetzung des Tagungsortes für den nächsten Verbandstag
TOP 15 Verschiedenes
Anträge sind bis spätestens 26. März 2016 schriftlich an die WHV-Geschäftsstelle zu richten.
Mit freundlichen Grüßen
WESTDEUTSCHER HOCKEY-VERBAND e.V.
Dr. Michael Timm
Präsident
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